Schuster bleib bei deinen Leisten

Bis zu den Sommerferien wollen wir uns mit einigen ausgewählten alten Handwerksberufen beschäftigen. Den Anfang macht der Schuhmacher. Es folgen der Imker, Besenbinder und Schmied.

Schuhmacher2Man könnte meinen, jeder trägt Schuhe, also muss es auch viele Schuhmacher geben. Weit gefehlt. Denn Schuhe werden inzwischen industriell durch Maschinen produziert. „Das hat nichts mehr mit dem alten Handwerk des Schuhmachers zu tun“, erzählte uns Fritz Dehrmann. „Welcher Schuh hat heute noch eine Brandsohle aus Leder oder wird nicht geklebt?“ Die meisten Schuhmacher arbeiten heutzutage in Reparaturwerkstätten. So auch Fritz Dehrmann. 50 Jahre war er selbstständig in seiner eigenen Werkstatt in Hittfeld tätig, die er vor einigen Jahren in ein Schuhmuseum umwandelte und nun für uns öffnete.

Schuhmacher1So erfuhren wir von ihm, wie ein Schuh früher in Handarbeit hergestellt wurde. Das ist ganz schön viel Arbeit. Aus 16 Teilen besteht ein Schuh, u. a. aus der Brandsohle (Innensohle), dem Schaft, dem Rahmen und den Kappen. Des Schusters Leisten geben dem Schuh die richtige Passform. Die Brandsohle wird zuerst von unten an dem Leisten befestigt. Danach wird der Schaft über den Leisten gezogen. Schaft und Laufsohle wurden entweder mit Pechdraht an die Brandsohle genäht oder mit vielen kleinen Holznägeln miteinander verbunden. Pechdraht ist ein mit (Schuster-)Pech bestrichenes Leinengarn. Die Löcher für die Naht wurden vorgestanzt und der Pechdraht dann an einer Nadel aus Wildschweinborste eingefädelt. Wir haben uns auch daran versucht, die kleinen Holznägel durch eine Laufsohle in die Brandsohle zu nageln. Die meisten Nägel sind uns abgebrochen. Herr Dehrmann führte uns aber vor, wie flink und sauber man das als ausgebildeter, erfahrener Schuhmachermeister kann. Dennoch dauert die Herstellung eines handgemachten Schuhs mehrere Tage.

Schuhmacher3Zum Schluss erzählten uns die Eheleute Dehrmann noch diverse Anekdoten, die sie in der aktiven Berufszeit als Schuhmacher erlebt haben, von den Geschichten, die die einzelnen ausgestellten Schuhe erzählen, und von außergewöhnlichen Sonderaufträgen, z. B. vom FC St. Pauli, der Countryband Truckstop oder einem Elefanten, der Lederschuhe brauchte.

Das Schuhmacherhandwerk gewinnt durch die anschaulichen Erläuterungen und Erzählungen der Eheleute Dehrmann an Leben. Ein Besuch der Eheleute Dehrmann in ihrem Schuhmuseum ist auf jeden Fall empfehlenswert.
Infos unter www.schuh-museum-hittfeld.de.